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Abwasser soll Eyach-Arkarden wärmen

(vom 17.10.2012)
Einkaufen, wohnen, arbeiten – und mehr? Die auf dem Strasser-Areal geplanten Eyach-Arkaden in Balingen werden möglicherweise zum Schauplatz eines landkreisweit bislang einzigartigen Projekts: Die Wärme für den Komplex soll aus Abwasser gewonnen werden.

Die Stadtwerke Balingen (SWB) tüfteln derzeit an dem ehrgeizigen Vorhaben, wie Harald Eppler, Technischer Betriebsleiter, gegenüber unserer Zeitung sagt. Erste Überlegungen in diese Richtung hatte es schon vor wenigen Jahren gegeben; 2010 erstellte das Büro Götzelmann eine entsprechende Studie.

Nun aber wird’s konkret: Von der Wohnbaugenossenschaft, die oberhalb der Händlerflächen 29 Wohnungen plant, haben die SWB den Auftrag erhalten, diese mit Wärme zu versorgen. Im Zusammenspiel mit dem Blockheizkraftwerk im Eyachbad biete sich dafür vielleicht die Wärmegewinnung aus Abwasser an – auch deshalb, so Eppler, weil die Konstellation vor Ort fast schon ideal sei.

Unterhalb der Straße Am Roßnägele, also unmittelbar neben dem Strasser-Gelände, dann unter der Sting-Straße in Richtung Eyach und von dort parallel zum Balinger Bach bis in die Kläranlage Engstlatt verläuft die Hauptleitung mit rund einem Meter Durchmesser, in die über zahlreiche kleinere Kanäle praktisch das gesamte Abwasser der Balinger Kernstadt fließt. "In diesem Abwasser steckt ein riesiges Energie-Potential, das man eigentlich nur anzapfen muss", so Eppler. Die dafür notwendige Technik sei auch vorhanden.

Abwasser aus Toiletten, Duschen und Spülbecken ist wärmer als Leitungswasser. Über einen Wärmetauscher kann die darin enthaltene Energie quasi herausgezogen und beispielsweise kühles Frischwasser, das für die Eyach-Arkaden bestimmt ist, in einem ersten Schritt bis auf 40 Grad aufgeheizt werden. "Das reicht für eine Fußbodenheizung", so Eppler. Für eine weitere Erwärmung bis auf 70 Grad, wie sie beispielsweise für einen Heizkraftlauf benötigt wird, könnte Energie aus dem Blockheizkraftwerk am Eyachbad und die Fernwärmeleitung hinzugezogen werden, die praktischerweise schon bis zur Agentur für Arbeit verlegt ist und problemlos bis aufs Strasser-Areal weiterverlegt werden könnte.

Technisch wäre die Wärmegewinnung aus Abwasser also kein Problem. Knackpunkt ist der wirtschaftliche Aspekt: Derzeit werde geprüft, ob das Projekt sich rechnen könnte. Schon jetzt zeichne sich aber ab, dass dafür in jedem Fall Zuschüsse von Seiten des Landes Baden-Württemberg notwendig seien, so Eppler. Die SWB seien indes sehr daran interessiert, das Vorhaben zu verwirklichen – auch deshalb, weil es das erste seiner Art im Landkreis wäre und die bisherigen Aktivitäten in Sachen erneuerbare Energien prima ergänzen würde.

Quelle: Schwarzwälder Bote

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